Sampo

Wir fördern Kunst und Wissenschaft

Sampo unterstützt mit viel Freude Projekte, die Kunst und Wissenschaft verbinden.

Wir dürfen gemäss den Statuten nur Projekte in der Schweiz unterstützen.
Stipendien und Ausbildungszuschüsse können NICHT gewährt werden.

Die finanziellen Mittel erlangt Sampo durch Spenden und Mitgliederbeiträge sowie Nachlässe.

Warum heisst unser Verein „Sampo“? Johannes Greiner erzählt es Ihnen:

„Er, der Schmied, der Ilmarinen,…schmiedet kunstgerecht den Sampo”

Wer oder was ist der Sampo eigentlich? Wir nennen unsere Stiftung Sampo nach dem geheimnisvollen Gerät, von dessen Erschaffung durch Ilmarinen das finnische Epos „Kalevala” erzählt.
Doch was ist der Sampo wirklich? In der Kalevala wird der Sampo als eine Art Mühle beschrieben, die immerfort Mehl, Salz und Geld mahlt. Und zwar zwischen jeder Malzeit jeweils ein Scheffel zum Verbrauchen, einen zum Verkaufen und einen zum Verwahren.

„Er, der Schmied, der Ilmarinen,
er, der ew‘ge Schmiedekünstler,
schmiedet mit behenden Schlägen,
klopfet hell mit kräft’gem Hämmern,
schmiedet kunstgerecht den Sampo,
macht, dass Mehl an einer Seite,
an der andern Salz er mahlet,
auf der dritten Geld in Fülle.
Fortab mahlt der neue Sampo,
schaukelt sich der bunte Deckel,
mahlt da zwischen jeder Mahlzeit
einen Scheffel zum Verbrauchen,
einen zweiten zum Verkaufen,
einen dritten zum Verwahren.”
 (Kalevala, 10. Gesang. Übersetzung: D. Welding)

Warum gerade Mehl, Salz und Geld? Warum verbrauchen, verkaufen und verwahren? Warum diese Dreiheiten? Noch mehr Fragen können aufkommen, wenn man die Schilderung liest, wie Ilmarinen den Sampo geschmiedet hat. Es führte nämlich nicht eine einfache Schmiedearbeit zu diesem Wundergerät, sondern ein mehrmaliger Umschmelzungsprozess. Durch viele Metamorphosen ging die Arbeit, bis zuletzt am achten Tag – am Tag der Oktave – der Sampo fertig wurde. Zuerst musste Ilmarinen einen geeigneten Ort für den Bau seiner Schmiede finden. Nach dreitägigem Suchen sah er einen buntgestreiften Steinblock. Da, wo die Natur selbst schon als Künstlerin erschien, da baute er seine Esse. Zahlreiche Sklaven und Leibeigene betrieben den Blasebalg für ihn. Am ersten Tag schaute er, was sich im Feuer gebildet hatte: er fand im Feuer einen goldenen Bogen, der mit Silber und Kupfer verziert war. Doch war der Bogen nicht nur nicht der beabsichtigte Sampo, sondern auch noch böse:

„Schön von Aussehn ist der Bogen,
aber leider bös‘ geartet:
Einen Kopf verlangt er täglich,
fordert zwei am Feiertage.”

Ilmarinen zerbricht den Bogen und wirft ihn wieder ins Feuer zurück. Am zweiten Tag findet er im Feuer ein kleines Schifflein, das auch wieder „schön von Aussehn” ist, „aber leider bös‘ geartet”, da es dauernd ohne Grund in den Krieg und zum Streit fährt. Auch dieses Schiff zerstört Ilmarinen und wirft die Stücke wieder ins Feuer zurück. Am dritten Tag findet er im Feuer eine prächtige Kuh. Sie wird so wunderbar beschrieben, dass man beinahe denkt, er wäre am Ziel der Schmiedearbeit angelangt, doch leider ist auch sie
„bös‘ geartet”:

„An dem dritten Tage endlich
beugt der Schmied, der Ilmarinen,
sich hinab um nachzuschauen,
nach dem Boden seiner Esse:
kommt da eine Kuh zutage,
goldgehörnet aus den Gluten,
an der Stirn des Bären Sterne,
an dem Kopf das Rad der Sonne.
Schön von Aussehn ist die Kuh wohl,
aber leider bös‘ geartet:
Schläft beständig nur im Walde,
lässt die Milch zu Boden fliessen.”

Und so schneidet Ilmarinen sie in Stücke und wirft sie ins Feuer zurück. Am vierten Tag zieht er einen Pflug aus der Esse, der wie die vorigen Dinge wieder einen schönen Schein bei bösem Sein hat: Der Pflug durchfurcht fremde Felder und durchwühlt die schönsten Wiesen. Auch er wird zerstückelt und ins Feuer zurückgeworfen. So haben also die ersten vier Tage noch nicht den erhofften Sampo gebracht. Wie ein kleines Abbild des Gottes der Genesis kann einem der Ilmarinen insofern erscheinen, dass er immer zuerst tut, und dann schaut, ob es gut ist oder nicht. An diesen ersten vier Tagen musste er jeweils sehen, dass es nicht gut ist.

Nun wendet sich Ilmarinen an die elementarische Welt. Er ruft die Winde um Hilfe. Während der ersten vier Tage besorgten die Sklaven den Blasebalg. Nun helfen die Winde der vier Himmelsrichtungen und blasen ganz gewaltig. Sie blasen drei Tage. Am vierten Tag – dem Achten seit dem Beginn der Arbeit – entsteht der Sampo in der Glut. Ilmarinen sieht ihn im Feuer entstehen, und schmiedet ihn dann fertig. So entsteht nach einem merkwürdigen mehrtägigen Prozess, der immer wieder verlangte, dass man sich von Schönem trennt, und wieder neu die Umschmelzung vornimmt, der Sampo.

Was nach solcher Arbeit entstanden ist, ist nicht einfach nur eine Wundermühle! Es ist viel mehr! Der Sampo hat mit dem Gral gemeinsam, dass die Menschen, die von ihm sprachen, immer weit über das Wort hinausgedeutet haben mit dem voll Erfurcht genannten Namen. Unglaublich viele staunende, verehrende und erhebende Empfindungen knüpfen sich an den Gebrauch des Wortes „Sampo” in der Kalevala. Man kann in den Schilderungen spüren, dass der „Sampo” etwas vom Verehrungswertesten enthält, was sich die Menschen damals vorstellen konnten. Er erscheint in den weiteren Schilderungen der Kalevala wie eine Art Urschöpfungsgerät, wie der Ursprung aller kunstvollen Produktivität.

Rudolf Steiner erkannte im Sampo das Bild des menschlichen Ätherleibes und in Ilmarinen den Gestalter des menschlichen Ätherleibes. Der Ätherlieb formt, gestaltet und „mahlt” die physischen Stoffe so um, dass sie unsere physische Gestalt ergeben. Die Mühle der Produktivität ist also unser Ätherleib.
Vor 100 Jahren (im April 1912) stellte Rudolf Steiner diesen Zusammenhang des Sampo mit dem menschlichen Ätherleib in Helsingfors und Berlin dar:

„Wir sehen in Ilmarinen den Bringer desjenigen, was alle Materie umgestaltet, ummahlt. Wir sehen in ihm den Schmied der menschlichen Gestalt. Und wir sehen in dem Sampo den menschlichen Ätherleib, geschmiedet von Ilmarinen aus der übersinnlichen Welt heraus…”
„Der Sampo ist dasjenige für jedes Volk, was die besondere Gestalt des Ätherleibes ausmacht…” (Rudolf Steiner, Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt, GA 158, Dornach 1993. S. 33f)

Die kuriosesten Erklärungen sind für dieses geheimnisvolle Instrument Sampo gegeben worden. In Wahrheit ist es der aus dem Zusammenwirken der drei Seelenprinzipien geschmiedete Ätherleib, dessen Abdruck dann der physische Leib ist.” (Rudolf Steiner: Der irdische und der kosmische Mensch, GA 133, Dornach 1989. S. 69)

Wie hängt das denn mit unserer Stiftung zusammen? Wollen wir einfach nur die unerschöpfliche Mühle sein, die immerfort Geld mahlt? Können wir das? Ich denke kaum. Ausserdem müsste man sich auch fragen, was denn das Mehl und das Salz sein würden, die ja auch gemahlt werden müssen…

Der Bezug des Sampo zum Ätherischen scheint mir wichtiger zu sein. Wir leben ja in einer Welt, die das Lebendige weitgehend aus dem Blick verloren hat, und die Dinge immer erst dann untersucht, wenn sie den Geist und das Leben daraus vertrieben hat. Die Stiftung Sampo möchte ja nicht nur Kunst und Wissenschaft unterstützen, sondern vor allem Wissenschaft, die künstlerisch betrieben wird und Kunst, die wissenschaftlich reflektiert wird. Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft hat das Ziel, zu Lebendigem zu führen, zu Belebtem zu führen und letzten Endes die Menschheit wieder zum Erkennen und Erleben des Ätherischen zurückzuführen. In diesem Sinne möchten wir als Stiftung für die Wiederbelebung unserer Kultur wirken. Wenn wir dafür möglichst viel Geld mahlen können, umso besser…

Johannes Greiner